01.12.2021 | Ben Kaden
Am 24. und 25.11. fand das “ZdT-Forum: Digitale Hochschule Brandenburg” statt. Mit dem Format bietet das Zentrum für digitale Transformation, das als Kooperationsprojekt der Brandenburgischen Hochschulen Projekte zur Digitalisierung der Hochschulen koordiniert, den verschiedenen Digitalisierungsprojekten der Hochschulen eine Plattform zur Präsentation, zum Austausch und zur Vernetzung. Da Open Access und Open Research zentrale Entwicklungen in allen Hochschulen sind, war es für die Vernetzungs- und Kompetenzstelle sehr wichtig, sich am diesjährigen Forum zu beteiligen. Zwei Veranstaltungen boten dafür einen naheliegenden Rahmen.
Thementische zur Digitalisierung
Am 24. November gab es die Möglichkeit, sich mit weiteren Projekten zum Digitalisierung und Hochschule an Thementischen auszutauschen. Dies wurde wie die gesamte Veranstaltung der Pandemielage entsprechend rein online organisiert. Das Mittel der Wahl war Zoom als Plattform, die Thementische nahmen die Form von Break-Out-Sessions an. In den drei Vorstellungsrunden nutzte etwa ein Dutzend Interessierte die Möglichkeit, die Vernetzungs- und Kompetenzstelle mit ihrem Selbstverständnis und Arbeitsprofil kennenzulernen, eigene Perspektiven auf Open Access und Open Research einzubringen und mögliche Vernetzungspunkte zu bestimmen. Die größte Aufmerksamkeit wurde dem Publikationsfonds für Open-Access-Monografien zuteil. Angesichts der großen Nachfrage zeigt sich, dass das Land Brandenburg mit dieser Finanzierungsmöglichkeit zielsicher einen vorhandenen und mutmaßlich wachsenden Bedarf der Publizierenden in den Hochschulen adressiert.
Best-Practice-Erfahrungen bei Digitalisierungsprojekten
In der Session am 25. November ging es ebenfalls um Digitalisierungsprojekte, zugleich aber betont um Best-Practice-Erfahrungen. Diese gibt es, wie sich zeigte, mittlerweile zahlreich und in großer Vielfalt. Umso fruchtbarer und wichtiger ist es, einen wechselseitigen Einblick zu erhalten. Die Vernetzungs- und Kompetenzstelle präsentierte drei agile und zielorientiere Entwicklungsverfahren aus ihrem Umfeld mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen. Als erstes Beispiel wurde der Ansatz des Book Sprints herausgehoben. Dieser kam im Jahr 2019 bei der Entwicklung der Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg zum Einsatz und erwies sich als sehr geeignet, um in kurzer Zeit die Perspektiven unterschiedlicher Stakeholder*innen in die Policy-Entwicklung einzubeziehen.
Das zweite Beispiel war ein gemeinsam mit dem Open-Access-Büro Berlin während der Open-Access-Week 2020 durchgeführter so genannten Thinkaton zum Thema Open-Access-Monitoring. Dabei treffen sich Expert*innen eines bestimmten Themas zu einem zeitlich und inhaltlich sehr fokussierten “Think Tank” und dies ebenfalls mit dem Zeil der Erarbeitung konkreter Ergebnisse.
Dieses Merkmal teilt der Ansatz mit dem der Summer School, die zudem ausgeprägte didaktische Elemente und Aspekte der Fort- bzw. Weiterbildung enthält. Die Vernetzungs- und Kompetenzstelle beteiligte sich neben eine Reihe von weiteren Akteur*innen – dem UCLAB der Fachhochschule Potsdam, der Human-Centered Computing (HCC) Research Group der Freien Universität Berlin, dem Open-Access-Büro Berlin sowie dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin – im September 2021 an einer solchen Summer School, die das Ziel der Entwicklung von Visualisierungen für Open-Access-spezifische Strukturdaten hatte. Dies führte nicht nur zu beeindruckenden Ergebnissen, sondern auch zu großen Lerneffekten bei allen Beteiligten und den Veranstalter*innen.
Paneldiskussion zu Herausforderungen und Trends der Hochschuldigitalisierung in Brandenburg
Die Erfahrungen sind so reichhaltig, dass die Zeitfenster des Forums nur einen kursorischen Überblick zuließen. Anderen Projekten ging es ähnlich. Aber selbstverständlich können Formate wie das ZdT-Forum nicht den Anspruch einer erschöpfenden Diskussion haben. Auch die hochinteressante und sehr gelungene Paneldiskussion “Quo vadis? Herausforderungen und Trends der Hochschuldigitalisierung in Brandenburg” direkt im Anschluss öffnete erwartungsgemäß mehr Türen und Anschlussfragen als sie schloss und beantwortete. Tobias Dünow als Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Monika Gross als Vizepräsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für Digitalisierung, Eva Schmitt-Rodermund in doppelter Rolle als Vorsitzende der Brandenburgischen Landeskonferenz der Hochschulpräsidentinnen und –präsidenten (BLHP) und als Präsidentin der Fachhochschule Potsdam, Michael Hübner als Vizepräsident für Forschung und Transfer der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sowie Karsten Gerlof als Kanzler der Universität Potsdam diskutierten unter Moderation durch Birgit Feldmann, Leiterin der Geschäftsstelle der Digitalen Hochschule NRW, über die titelgebende Frage.
Erfreulicherweise hielt man sich überhaupt nicht bei Allgemeinplätzen zum „Quo Vadis“ auf. Vielmehr wurde es sehr schnell konkret, teils auch ein wenig kontrovers. Wohin der Weg führt, ist Konsens. Richtung und Notwendigkeit der Digitalisierung sind offensichtlich und ähnlich sind auch die wahrgenommenen Herausforderungen. Die Schwierigkeit, entsprechend qualifiziertes Personal für die Umsetzung der Digitalisierungspläne zu finden, erschien dabei besonders vordringlich. Der oft beklagte Fachkräftemangel stellt auch für die Hochschuldigitalisierung eine erhebliche Hürde dar. Hinzu kommt als pandemiebedingter und, wie alle hoffen, nur kurzfristiger Effekt, dass Lieferengpässe unmittelbar Beschaffungsmöglichkeiten für Hardware und Investitionen ausbremsen. Die im Zuge der Pandemiemaßnahmen de facto forcierte Durchsetzung von Verfahren der digitalen Lehre wurden zwar ebenfalls als Herausforderung anerkannt, die nicht zuletzt infrastrukturelle und digitalisierungsspezifische Schmerzpunkte und Defizite freilegte. Zugleich wurde sie jedoch durchaus positiv als massive Innovationsbeschleunigung bewertet. Open Research kam – möglicherweise aus Zeitgründen und aufgrund der Themendichte – leider weniger zur Sprache und wurde nur im Kontext von Open Educational Resources kurz gestreift. Jedoch schwingt der Aspekt der Offenheit naturgemäß immer mit, wenn es um Fragen der Partizipation und Vernetzung, des wechselseitiges Lernens und der besseren Zugänglichkeit geht. Als Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg werden wir selbstverständlich mit ganzer Kraft und gemeinsam mit dem ZdT daran arbeiten, Open Access und Open Research einzubringen, wenn es, in den Worten von Michael Hübner, um die Frage geht, “was in Sachen Digitalisierung schon jetzt für die nächste und übernächste Generation aufgegleist werden kann”.
(az / bk)