15.12.2021 | Ben Kaden

Ein Blick nach Konstanz: Die Universität verabschiedet eine Open-Science-Policy

Es geschieht etwas in Sachen Openness in Deutschland. Konnten wir vor einigen Tagen die Open-Access-Policy für Kulturerbeinrichtungen in Hessen vermelden, so ist es heute eine Open-Science-Policy, die sich die Universität Konstanz unlängst gab. Wer sich mit Open Access etwas tiefer befasst, wird von diesem Schritt nicht überrascht sein. In gewisser Weise im Einklang mit der Gründungsidee als Reformuniversität, zeigt sich die Hochschule seit Jahren als Vorreiterin in diesem Bereich und bleibt sich daher auch im Bereich Openness treu.

Die offizielle Pressemitteilung zur Open-Science-Policy erschien am 06.12.2021. Nun wurde das Thema noch einmal vom Südkurier aufgegriffen. In seiner gestrigen Ausgabe (14.12.2021, S.19) würdigt er den Schritt unter der Überschrift „Universität setzt auf frei zugängliches Wissen“. Eine Online-Quelle für den Artikel konnten wir leider nicht finden, was aber wenig macht, da es sich einfach um die an das Zeitungsformat angepasste Pressemitteilung handelt. So liest man hier wie dort die Aussage der Rektorin der Universität Konstanz, Katharina Holzinger:

„Als Universität stehen wir hier in Konstanz für eine Wissenschaftskultur des gegenseitigen Austauschs von Ideen. Unsere Open Science Policy spiegelt diese Vorstellung von Wissenschaft wider: offen, transparent und nachhaltig“

Für die deutsche Open-Access-Landschaft und damit auch für Open Access und Open Research im Land Brandenburg ist die Entwicklung vor allem als Anwendungs- und Umsetzungsfall relevant. Die Universität Konstanz folgt mit ihrer neuen Policy, die die bisherige Open-Access-Policy erweitert sowie mit Richtlinien zum Forschungsdatenmanagement zusammenführt, einem aktuellen, wenn man so will, Supertrend in der Wissenschaft. In einem wissenschaftlichen Kommunikationssystem, in dem Open Access nach und nach zum Standardverfahren wird, stellt sich unvermeidlich die Frage, wie man auch andere Wissenschaftsprozesse so gestalten kann, dass sie in Sachen Offenheit kompatibel bleiben. Open Science oder Open Research sind dabei logische Entwicklungsstufen.

Konkret bedeutet es in diesem Fall,

  • dass das Forschungsdatenmanagement nachhaltig auf Open Research Data zugeführt wird,
  • dass offene Bildungsmaterialien bzw. Open Educational Resources (OER) in Übereinstimmung mit der UNESCO-Empfehlung zum Thema empfohlen werden,
  • dass die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Öffentlichkeit verständlich gestaltet werden soll und Forschende dafür konkrete Unterstützung durch Abteilung für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität erhalten,
  • dass auch Verwaltungsdaten nach Open-Data-Prinzipien bereit gestellt werden und schließlich,
  • dass sowohl an der Universität entwickelte wie auch für die Forschung verwendete Software frei sein sollte.

Die mit drei Seiten Länge erfreulich übersichtliche Policy erfüllt erwartungsgemäß selbst alle relevanten Kriterien und kann hier in deutschen Version (PDF) und hier in einer englischen Fassung heruntergeladen werden. (PDF) An den Zugriffsdaten für die Downloads könnte die Universität Konstanz vermutlich sogar Cluster der Einrichtungen erstellen, die sich aktuell besonders dafür interessieren, weil sie sich, zum Beispiel, selbst in einem Entwicklungsprozess für Policies befinden. Das Datenschutzrecht dürfte freilich hier allzu großer Offenheit eine Grenze setzen.

 

Für die Hochschulen im Land Brandenburg mit Interesse an der Entwicklung eigener Open-Access-, Open-Research-, Open-Science- oder anderen Open*-Policies können wir als Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg übrigens mehr leisten, als nur die Policy-Texte der anderen zu teilen. Denn natürlich gehört eine entsprechende Beratung und Begleitung zu unserem Aufgabenprofil. Schreiben Sie uns doch einfach: KONTAKT.

 

(Bildquelle des Vorschaubilds / Verwendung unter CC BY-SA 4.0)