06.09.2024 | Ben Kaden

OA-Takeaways: Open Science an Fachhochschulen / Hochschulen für Angewandte Wissenschaft

Am 05. September 2024 fand das 10. Open Science Barcamp unter dem Motto „Connect, Unlock, Together!“ statt. Der Ort war dieses Mal die Fachhochschule Potsdam und der lokale Organisationspartner, die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg.
 
In 14 Sessions wurden diverse Aspekte von Open Science und damit auch Open Access aus vielfältigen Perspektiven beleuchtet. Eine für uns besonders interessante Session zu Open Science in context of universities of applied sciences wollen wir kurz in einem Takeaway zusammenfassen. Das Thema wurde von Constance Holman von der HTW Berlin eingebracht. Den Hintergrund bildet die Wahrnehmung übergreifender Herausforderungen in Sachen Open Science für diese Hochschulform. Dazu gehören die Grenzen der entsprechenden Infrastruktur, Umsetzbarkeit und Wirksamkeit von Policies und die Schwierigkeit, eine Open Science Community zu entwickeln, die für Fachhochschulen funktioniert. 
 Policies
    • Zunächst einmal gilt, dass Open Access und Open Science Policies sein können, um Unterstützung für Open-Science-Aktivitäten innerhalb der Institution zu legitimieren. Ist das Thema in dieser Form offiziell gesetzt, kann man auch darauf verweisen.
    • Es gibt jedoch häufig eine Diskrepanz zwischen offiziellen Policies und der tatsächlichen Umsetzung bzw. dem in der Institution vorhandenen Bewusstsein für Open Science.
    • Zugleich gibt es an vielen Stellen in Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaft bereits Umsetzungen von Open-Science-Praktiken, ohne dass diese Prozesse immer in einer Policy-Form formalisiert sind.
  1. Ressourcen und Kapazitäten
    • Besonders kleinere Hochschulen haben oft Schwierigkeiten, die nötigen Ressourcen für umfassende Open-Science-Services bereitzustellen.
    • Zugleich erweist sich Einarbeitung neuer Mitarbeiter in Open-Science-Themen als zeitaufwändig und kann bei befristeten Projekten problematisch sein. Das Halten von entsprechend spezialisiertem Personal kann zudem ebenso eine Herausforderung darstellen wie überhaupt das Einrichten entsprechender Stellen im Stellenplan. 
    • An Universitäten erfüllen häufig Fachreferent*innen eine Brückenfunktion zu Open Science. Diese fehlen meist an Fachhochschulbibliotheken.
  2. Kooperationen und Community Building
  3.  
    • Die einzelne Hochschule kann in der Regel nur sehr begrenzt Open Science anschieben. Entsprechend wichtig sind Netzwerke und Kooperationen (z.B. mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder Unternehmen) für den Erfolg von Open-Science-Initiativen. Open-Science-Aktivitäten umfassen daher auf lokaler Ebene grundsätzlich auch Vernetzungsaktivitäten.
    • Übergeordnete Angebote und Strukturen wie die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) oder open-access.network bieten dahingehend wertvolle Unterstützung und Vernetzungsmöglichkeiten.
    • Wichtig ist eine Konkretisierung der Arbeit an Open Science. So kann die Arbeit an konkreten Produkten oder Projekten (z.B. Policies) unterschiedliche Akteure und Stakeholder in der Hochschule und auch darüber hinaus vernetzend gezielt zusammenbringen.
  4. Pragmatische Ansätze
  5.  
    • Für die Einführung und Etablierung von Open Science bietet es sich an, an bestehende Forschungspraktiken und -strukturen anzuschließen und diese an den passenden Stellen in Richtung Open Science weiterzuentwickeln.
    • In vielen Fällen bieten Drittmittelprojekte oder Kooperationen mit externen Partnern eine Gelegenheit, Open Science voranzubringen.
    • Es ist wichtig, direkt in die Fachbereiche zu gehen und mit denjenigen zusammenzuarbeiten, die bereits nach Open-Access- und Open Science-Kriterien arbeiten, um die Sichtbarkeit des Ansatzes zu erhöhen und anhand von Best-Practice-Beispielen zu verdeutlichen, dass es funktioniert.
  6. Herausforderungen
  7.  
    • Die Bürokratie kann ein Hindernis für Kollaborationen und den Aufbau gemeinsamer Strukturen sein.
    • Es besteht ein Spannungsfeld zwischen hochgesetzten Policy-Standards und der praktischen Umsetzbarkeit und Wirksamkeit. Dies kann unter Umständen zu Frustration oder zu einer wahrgenommenen Unwirksamkeit des Ansatzes führen. 
    • Übergreifend bleibt für die Wissenschaft die Überwindung von Reputationsproblemen im Zusammenhang mit Open Science eine Herausforderung.
  8. Fazit
  9. Open Science findet an Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften statt, sieht sich aber oft mit Herausforderungen konfrontiert. Begrenzte Ressourcen und die Notwendigkeit, pragmatische Lösungen zu finden, erfordern den Anschluss an übergreifende Netzwerke. Viele Open-Science-Maßnahmen werden sich besser über interinstitutionelle Kooperationen umsetzen lassen. Die bestehenden und durchaus vielfältigen Ansätze für Open Science an diesen Hochschulen benötigen mehr Sichtbarkeit und häufig auch mehr Verankerung und Formalisierung.