10.01.2023 | Ben Kaden
Das Thema Open Culture ist aktuell zwar nicht ganz das Kerngeschäft der Vernetzungs- und Kompetenzstelle. Aber wir behalten es dennoch und gern zumindest am Rande im Blick. Denn die Öffnung von Kulturerbesammlungen und die Nutzbarmachung von digitalisierten Kulturobjekten zum Beispiel durch Museen ist bekanntlich Teil des Kulturwandels Richtung Openness. Das ist nicht nur für den Kulturgenuss und Remix-Praxen interessant, sondern selbstverständlich auch für die so genannte künstlerische Forschung sowie generell aus der Perspektive von offenen Kulturdaten als offene Forschungsmaterialien. Daher soll hier als Open-Access-Takeaway kurz der Hinweis darauf vermerkt werden, dass das Albertina Museum in Wien große Teile seiner Sammlungen digitalisiert über die Europeana bereitstellt. Damit übernimmt das Museum auch eine Vorbildrolle für andere Häuser. Im Blog von Europeana erläuterte Martina Pichler, Leiterin der Online-Sammlungen des Hauses, in einem Interview die Ideen hinter diesem Schritt.
Ein Aspekt ist wenig überraschend der Anspruch des Museums, seine Sammlungen nicht nur zu verwalten, sondern, wie der Generaldirektor des Museums, Klaus Albrecht Schröder, zitiert wird, sichtbar, hörbar und lesbar („visible, audible, and legible“), also kurz: wahrnehmbar zu machen. Martina Pichel hebt dafür drei Nutzungskontexte heraus: kreativer Ausdruck, wissenschaftliche Auseinandersetzung und wirtschaftliche Verwertungsideen.
Interessant an der Motivation des Museums für die Verabschiedung einer Open-Access-Policy ist, dass die Entscheidung dafür nicht primär mit dem Anspruch neuer und messbarer Nutzungen erfolgt, sondern schlicht, weil zumindest nach dem Verständnis vor Ort die digitale Öffnung von Sammlungen für Forschung und Innovation Teil zeitgemäßer Museumsarbeit ist. Der Erfolg zeigt sich nicht in Metriken und anhand von Kennzahlen, sondern bereits dann, wenn das Angebot mit Freude wahrnehmen.
Forschende und Studierende werden im Interview als eine wichtige Zielgruppe herausgehoben. Dabei sind die rechtlichen Fragen ein wichtiger Innovationspunkt: Bilder und damit Forschungsmaterialien werden dann, wenn sie wie bei der Albertina Public Domain sind, ohne aufwendige Rechteklärung unmittelbar nachnutzbar. Gleiches gilt natürlich für die Lehre. Public-Domain-Materialien sind sicher auch für Open Educational Resources eine ideale Vorlage.
Ein letzter Aspekt im Interview betrifft die Wikipedia als zentrale offene Community für die Sammlung, Bereitstellung und den Transfer von Wissen. Durch die Öffnung der Sammlungen für eine freie Nachnutzung lassen sich auch zahlreiche Einträge mit entsprechend relevanten und hochwertigen Bildmaterialien angereichern.
Zum Aufwand, digitale Kulturerbesammlung offen und nachnutzbar bereit zu stellen, gab es im vorliegenden Interview keine Aussage. Aus eigener Erfahrung und dem Austausch mit Kultureinrichtungen des Landes Brandenburg wissen wir, dass es keineswegs trivial ist. Aber es gibt gute Gründe, es dennoch zu tun und das Interview fasst diese anschaulich zusammen:
Quelle: McCarthy, Douglas: Vienna’s Albertina Museum goes open access. [Interview mit Martina Pichler] In: europeana pro. 13.12.2022