31.03.2023 | Anja Zeltner
Was haben Jesus, Sokrates und die Mensch-Maschine gemeinsam?
„Jede dieser Figuren ist die figura der jeweils anderen:
Sie ist ihre Ankündigung und Erfüllung.“ (S. 7)
Mit dieser Urszene, die das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf, Leben, Sterben und der Darstellung in der Kunst beschreibt, begibt sich Patricia A. Gwozdz in ihrer Habilitationsschrift auf eine Reise durch die Zeit: einerseits begriffsgeschichtlich in der Untersuchung des Begriffs figura und ihrer Bedeutung in den modernen europäischen Sprachen. Und andererseits literaturhistorisch und -wissenschaftlich in der Ausdeutung dieser figura. Auch auf philosophisches Rüstzeug wird in dieser Studie zurückgegriffen.
Sie bezieht sich dabei auf Erich Auerbachs “figura/Mimesis-Projekt”, welche die interdisziplinäre Forschung in diesem Bereich eingeleitet hat. Auch heute noch wird in der romanistischen und komparatistischen Forschung der Begriff “figura” untersucht und diskutiert. Allerdings fehlt es oft an einer gemeinsamen Methodologie, die die verschiedenen Aspekte des Begriffs in einheitlicher Weise berücksichtigt. Genau hier setzt das Buch “Ecce figura” von Patricia A. Gwozdz an, das die Methode der “literaturphilosophischen Figuralogie” einführt.
Das Buch, das vom Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg gefördert wurde, ist ein Muss für alle, die sich für interdisziplinäre Forschung und Konzepte interessieren. Dies gilt insbesondere, da diese Studie der Wissenschaftlerin von der Universität Potsdam einige Inspiration für neue Sichtweisen auf aktuelle Forschungsthemen bietet.
Patricia A. Gwozdz: Ecce figura. Lektüren eines Konzepts in Konstellationen (100 v. Chr.–1946). Berlin/New York: De Gruyter, 2023. https://doi.org/10.1515/9783110985863