22.07.2025 | Ben Kaden
Open Access ist und bleibt ein zentrales Thema für die Wissenschaft und das wissenschaftliche Publizieren im Land Brandenburg. In der im Jahr 2019 vorgelegten Open-Access-Strategie des Landes ging es darum, der Gestaltung der Open-Access-Transformation eine passende Form und feste Ziele zu geben sowie konkrete Maßnahmen zu formulieren. (siehe Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg (1.0). Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.3757920) Die Landesregierung des Landes Brandenburg bzw. genauer das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) sprach sich darin explizit dafür aus,
„gemeinsam mit den [von ihm geförderten wissenschaftlichen] Einrichtungen daran [zu] arbeiten, die Grundlagen für den freien Zugang zu öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Erkenntnissen weiter zu verbessern und die Zielerreichung durch die folgenden übergeordneten Maßnahmen unterstützen.“ (Strategie, S. 16)
Eine dieser Maßnahmen war die Einrichtung einer „Vernetzungs- und Kompetenzstelle für Open Access im Publikationsbereich“. (vgl. Strategie, S. 16) Das Ergebnis dieser Maßnahme ist entsprechend die Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK). Sollte ihr Arbeitsschwerpunkt laut Strategie noch vorwiegend auf Vernetzungsaktivitäten liegen, zeigte sich frühzeitig während der Konzeptionierung der VuK die Notwendigkeit einer breiteren Aufstellung. Diese führte weitere Maßnahmen der Open-Access-Transformation wie beispielsweise der im Strategiepapier so genannte „Landespublikationsfonds für das Open-Access-Publizieren von Monografien, Sammelbänden und vergleichbaren Formaten“ in der VuK zusammen. Beim Fonds wiederum zeigte und zeigt sich wie auch bei der VuK Open Access Brandenburg selbst ein Bedarf der fortlaufenden Anpassung.
Das hat zwei Ursachen: Die Rahmenbedingungen für Open Access und in den Einrichtungen verändern sich über die Zeit. Damit ändern sich auch die konkret zu adressierenden Bedarfe. Gleichzeitig gestaltet die VuK mit ihren Aktivitäten das Setting, in dem sie arbeitet, aktiv. Das Open Access des Jahres 2025 ist nicht mehr das Open Access des 2019. Und Open Access in Brandenburg vor der Existenz der VuK ist ein anderes als Open Access nach ihrer Einrichtung.
Diese Einsicht ergab sich aus der Evaluation der VuK im Jahr 2023, die sich für ihre Weiterführung und Weiterentwicklung aussprach. Parallel formulierte der Wissenschaftsrat im Rahmen seiner Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems des Landes Brandenburg einige Hinweise für die Zukunft von Open Access Brandenburg. Und schließlich wurden in einem Dialogverfahren mit den Hochschulen und dem MWFK die Arbeitsschwerpunkte der VuK für die Jahre 2025 bis 2028 identifiziert.
Auf dieser Grundlage entstand ein Arbeitsprogramm, dass wir nun in publiziert haben.
Dieses Arbeitsprogramm setzt auf drei inhaltliche Schwerpunkte für Open Access im Land Brandenburg: Transformationsbegleitung, Publikationsunterstützung, Publikationsinfrastruktur. Dazu kommt als vierter Schwerpunkt ein mehrschichtiges Monitoring der Open-Access-Aktivitäten im Land Brandenburg.
Die Begleitung der Open-Access-Transformation nimmt aktuelle Entwicklungen und Bedarfe auf. So bleiben die Finanzierung von Open Access und damit die Rolle von Transformationsverträgen sowie die Frage der Beteiligung der Hochschulen des Landes zentral. Daher wird die VuK die Hochschulen bei der Entwicklung einer möglichst abgestimmten Position insbesondere gegenüber DEAL unterstützen.
Ein weiterer Trend ist die Ausdehnung des Anspruchs der Openness über das traditionelle Publizieren in Zeitschriftenaufsätzen, Monografien oder Sammelbänden. Die UNESCO Recommendation on Open Science betonen den Anspruch einer breiten Öffnung der Wissenschaft. Open Access ist ein Baustein in diesem Gefüge, jedoch nicht der einzige. Das Publizieren bzw. offene Dokumentieren von Forschungsdaten und -verfahren für die Nachnutzung oder auch Forschungsbewertung im Sinne der drei großen R – Repeatability, Reproducability und Replicabilty – wird aus verschiedenen Gründen relevant. Zugleich gewinnt an der Schnittstelle zu Open Educational Resources die Aufbereitung wissenschaftlicher Forschung für die Lehre an Bedeutung. Die VuK wird daher systematisch eine Perspektive für transparente und partizipative Wissenschaftsprozesse – bzw. Open Research – erarbeiten. Im Ergebnis kann auch die Entwicklung einer Open-Research-Strategie für das Land Brandenburg stehen.
Der Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg ist eine der erfolgreichsten Transformationsmaßnahmen aus der Open-Access-Strategie. Er wird nicht nur weitergeführt, sondern auch weiterentwickelt. Die Erfahrung aus den vergangenen Jahren zeigte, dass die Eingrenzung auf traditionelle wissenschaftliche Monografien bestimmte Bedarfe ausschließt. Gemeinsam mit ihren Stakeholder*innen ermittelt die VuK, wo und wie sich der Fonds für andere Formen des wissenschaftlichen Publizierens öffnen lässt.
Begleitend untersucht die VuK, wie sich die bestehenden Förderinstrumente für Open Access in Land Brandenburg verzahnen lassen. Eine entsprechende Kooperation bei der Publikationsfinanzierung besteht bereits mit der Universität Potsdam.
Nicht erst seit dem Aufblühen der Entwicklungen um das wissenschaftsgeleitete Publizieren und Diamond Open Access stellt sich die Frage, wie eine für Open Access bzw. Open Research adäquate Publikationsinfrastruktur und die dazugehörigen Workflows und Beratungsangebote aussehen können und wie sich die entsprechende Bedarfe über Landesmaßnahmen adressieren lassen. Die Open-Access-Strategie schlug beispielsweise einen gemeinsamen Hochschulverlag (vgl. Strategie, S. 16) und den Aufbau einer gemeinsam betriebenen Publikationsplattform (vgl. Strategie, S. 17). Bis 2028 wird die VuK entsprechende Anforderungen und Bedarfe für zentrale Open-Access-Dienste systematisch erheben, diese mit Stakeholder*innen auswerten und eine Konzeptskizze für eine nachhaltige Infrastruktur, z. B. nach dem Diamond Open Access-Modell, vorlegen.
Die VuK war von Beginn an auch als Anlauf- und Kumulationspunkt von Expertise und Informationen zur Open-Access-Transformation im Land Brandenburg gedacht. Dies wurde mit einem Open Access Monitoring bereits adressiert. Während der Entwicklung des Monitoring-Verfahrens sowie der Erstellung des OAMBB-Berichts ergaben sich methodische Entwicklungsbedarfe und Potentiale, die eine Weiterführung des Monitorings berücksichtigen und integrieren soll. Die Zielstellung des Monitorings wird eine größtmögliche Transparenz zum Stand von Open-Access- und Open-Research-Entwicklungen im Land Brandenburg sein, die es Stakeholder*innen ermöglicht, entsprechende Gestaltungsschritte und strategische Entscheidungen informierter als bisher zu treffen.
Bei der Umsetzung des Arbeitsprogramms kooperiert die VuK vor allem mit drei Akteuren, die jeweils spezifische Rollen übernehmen:
Das MWFK übernimmt die strategische Supervision und damit die Rolle einer Aufsichts- und Kontrollinstanz.
Ein sich derzeit in der Konstituierung befindlicher Beirat wirkt als strategisches Beratungsgremium. Er sichert übergreifende und auch externe Expertise und begleitet die langfristige Ausrichtung und Entwicklung der VuK.
Die Arbeitsgemeinschaft Open Access Brandenburg ist operativ ausgerichtet. Sie verbindet die praktische Umsetzung von Maßnahmen mit dem Stakeholder*innen-Dialog insbesondere an den Hochschulbibliotheken.
Darüber hinaus ist die VuK an einem Austausch und die Zusammenarbeit mit allen Stakeholder*innen aus den Bereichen Open Access und Open Research im Land Brandenburg interessiert. Zudem kooperiert sie auch über die Grenzen des Landes hinaus mit einschlägigen Partner wie open-access.network sowie anderen deutschen Landesinitiativen.
Alle weiteren Informationen zum Arbeitsprogramm gibt es im bereits erwähnten Übersichtsdokument:
Transformationsbegleitung, Publikationsunterstützung und Publikationsinfrastruktur : Arbeitsprogramm der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg (VuK) 2025–2028. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.15920970.