13.12.2022 | Ben Kaden
Der Blick in die Praxis zeigt: Open Access muss man lernen. Was komplizierter ist, als man vielleicht zunächst vermutet. Open Access und die weiteren Bereiche von Openness entwickeln sich permanent, sodass Professionals in diesem Bereich ohnehin mit der Anforderung eines buchstäblich berufslebenslangen Lernens umgehen müssen. Wir wissen aus unseren Gesprächen mit der Community, dass für viele genau darin der Reiz liegt.
Umso wichtiger ist, dass Open Access und Openness auch entsprechend in den Ausbildungsstrukturen gewürdigt werden. Denn nur so lassen sich ein optimaler Berufseinstieg absichern und zugleich der auch im Bibliothekswesen spürbare Fachkräftemangel auffangen.
Die Fachhochschule Potsdam ist mit ihrem Fachbereich Informationswissenschaften eine von derzeit 13 Institutionen in Deutschland, an denen ein bibliothekswissenschaftlicher und / oder informationswissenschaftlicher Abschluss erworben werden kann. Im Land Brandenburg ist sie die einzige Einrichtung für dieses Profil. Zugleich legt sie mit der Professur für das Fachgebiet Open Access/Open Data einen besonderen Schwerpunkt auf Open-Access-Themen, was sich erwartungsgemäß auch in der Perspektivplanung für die wissenschaftliche Ausbildung spiegelt.
Ein Anfang des Monats in der Zeitschrift Bibliothek – Forschung und Praxis erschienener Aufsatz zu den „Bibliothekswissenschaftliche[n] Zukunftsfelder[n] im Kontext der Neuausrichtung des Bachelorstudiengangs Bibliothekswissenschaft der Fachhochschule Potsdam“ (DOI: 10.1515/bfp-2022-0039) fasst dies nun noch einmal zusammen. Zunächst wird die aktuelle Ausgangslage beschrieben:
„Ein Meilenstein der Lobbyarbeit bibliothekarischer Verbände war der Eingang der Forderung nach freiem Zugang zu Informationen in die UN-Nachhaltigkeitsziele. Der freie Zugang zu Informationen und Daten spielt auch im Kontext nationaler und internationaler wissenschaftspolitischer Agenden eine wichtige Rolle (z.B. BMBF, EU) und in den wissenschaftlichen Communities selbst. Daher engagieren sich wissenschaftliche Bibliotheken schon seit geraumer Zeit für Open Access, z.B. durch die Entwicklung von Publikationsdienstleistungen, Unterstützung und Beratung, aber auch Policy-Entwicklung und Lobbyarbeit. Dabei hat sich in den letzten Jahren der Aktionsradius der wissenschaftlichen Bibliotheken von Open Access als eine der ältesten Open-Bewegungen im Sinne von Open Science diversifiziert, ein Begriff, der z.B. Open Educational Resources, Open Source, Open Data und Open Innovation umfasst.“
Daraus leitet sich als einer von drei Studienschwerpunkte, neben Bibliotheks- und Informationsdidaktik sowie Data Stewardship, der Ausbildungsfokus „Offenheit“ ab:
„Der Schwerpunkt Offenheit knüpft an die […] beschriebenen Entwicklungslinien und die Erweiterung des Aktionsradius wissenschaftlicher Bibliotheken von Open Access zu Openness in einem breiteren Sinne an (z.B. Open Educational Resources, Citizen Science und OpenGLAM). Er soll Studierende dazu befähigen, die digitale Transformation an der Schnittstelle von Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur zu begleiten und das Prinzip Offenheit in der Wissenschaft und in der akademischen Ausbildung des wissenschaftsunterstützenden Personals verankern. Hierfür werden grundlegende Kompetenzen, wie Konzepte und Praktiken der offenen Wissenschaft sowie gelebte Praktiken der digitalen Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Institutionen und Einrichtungen des Kulturerbes und der Öffentlichkeit vermittelt. Untermauert wird diese Transferpraxis durch rechtliche Kenntnisse bei der Nutzung von Daten und Information. Im Studienschwerpunkt stehen drei vertiefende Wahlpflichtmodule zur Auswahl: Öffentliche Bibliotheken, Open Sciences Services und Rechtsgrundlagen und Openness in der Informationsgesellschaft.“
Als Takeaway lässt sich also festhalten:
Quelle: Wuttke, Ulrike; Claasen, Alexandra; Michel, Antje; Neuroth, Heike; Euler, Ellen (2022): Bibliothekswissenschaftliche Zukunftsfelder im Kontext der Neuausrichtung des Bachelorstudiengangs Bibliothekswissenschaft der Fachhochschule Potsdam. In: Bibliothek Forschung und Praxis 46 (3), S. 414–421. DOI: 10.1515/bfp-2022-0039.