08.02.2024 | Philipp Falkenburg
Bereits vor einem Jahr erschien ein interessantes Interview mit Simone Fulda, Präsidentin der Universität Kiel und Leiterin der Kommission für Forschungsinformationen in Deutschland (KFid) zum Kerndatensatz Forschung (KDSF). Im Rahmen des Open Access Monitorings Brandenburg (OAMBB) wird der KDSF auch bereits eingesetzt, auch wenn die Daten zum aktuellen Stand erst von einer Einrichtung bereitgestellt werden können. Grund genug, noch einmal in einem Open Access Takeaway auf das Interview und die in diesem erläuterten Eckpunkte des KDSF hinzuweisen.
Im Gespräch mit Jan-Martin Wiarda erläutert Simone Fulda die Vorteile des KDSF und damit auch die Motivation für seine Einführung zur standardisierten Erhebung von Forschungsinformationen. Generell ermöglicht der KDSF als Metadaten-Standard, strukturiert und eindeutig Forschungsaktivitäten und -kontexte abzubilden. Dadurch gibt er umfassend Auskunft beispielsweise zur personellen und finanziellen Ausstattung der Einrichtungen sowie der Verwertung von Forschungsergebnissen in wissenschaftlichen Publikationen. Das Ziel ist wie bei jedem einrichtungsbezogenen Forschungsmonitoring eine möglichst vollständige Dokumentation. Ein Nebeneffekt wäre aber auch ein fortlaufendes und auf Vergleichbarkeit setzendes Monitoring auf einer transparenten Datengrundlage.
Durch die Standardisierung und die Koordination mit nationalen und supranationalen wissenschaftspolitischen Vorgaben verspricht der KDSF den Abbau oder zumindest ein besseres Management der Erfassungskomplexität und des wiederkehrenden Erhebungsaufwands für die diversen Berichtspflichten im Wissenschaftsprozess. Zugleich soll die Datenqualität erhöht und die Vernetzbarkeit der Daten gesteigert werden. Eingebettet in Forschungsinformationssysteme wird ein automatisierter Export samt Visualisierung der Daten ermöglicht. Dies führt freilich zur Notwendigkeit einer sorgfältigen Interpretation der Daten unter Beachtung des jeweiligen Kontexts und stellt damit auch Anforderungen an die Datenkompetenz.
Eine wichtige Rolle kann der KDSF als Alternative zu kommerziellen Datenauswertungen und dem Wissenschafts-Tracking der großen Wissenschaftsverlage übernehmen. Diese dominieren bisher im Bereich der Publikationsdaten, wie sich auch bei aktuellen Ansätzen des Open Access Monitorings zeigt. Oft sind es die einzigen dafür nutzbaren umfassenden Datengrundlagen, wodurch Quasi-Standards bei nachweislich oft nicht befriedigender Datenqualität gesetzt werden. Mit einem aus einer nicht kommerziellen Richtung und unmittelbar aus den Wissenschaftsinstitutionen entwickelten eigenen Standard könnten die Einrichtungen selbst besser steuern, was von ihren Forschungsinformationen wie verwertet wird.
Aktuell wird KDSF von der KFid, bestehend aus ehrenamtlichen Mitgliedern aus verschiedenen Bereichen des Wissenschaftssystems, weiterentwickelt und gepflegt. Die angeschlossene Geschäftsstelle koordiniert und unterstützt diesen Prozess und bietet insbesondere Informations- und Beratungsangebote für Wissenschaftler*innen und Forschungseinrichtungen an. Das Bemühen ist, die Etablierung des KDSF zu fördern.
Sollte sich der KDSF als Standard durchsetzen, was der Wissenschaftsrat mit seiner Empfehlung aus dem Jahr 2016 unterstützt, und eine entsprechend strukturierte standardisierte Erfassung aller Forschungsaktivitäten einer wissenschaftlichen Einrichtung und damit auch der Publikationen der Forschungsergebnisse abbilden, ergäben sich deutlich bessere Möglichkeiten unter anderem zum Monitoring der Open-Access-Transformation. In Aggregation ließen sich zudem auch Ansätze wie eines landesbezogenes Monitoring deutlich einfacher als bisher umsetzen.
Der KDSF bereitet das jedenfalls bereits vor: Publikationen werden im Datensatz als ein eigenes Objekt mit jeweils dem Attribut „Lizenz“ erfasst, worüber eine Aussage zum Open-Access-Status (wenn auch nicht nach den klassischen Open-Access-„Farben“) erfolgen kann. Außerdem kann über das Attribut „Publikationstyp“ eine granularere Auswertung nach Art der Publikation erfolgen.
Quelle: Wiarda, Jan-Martin (2023): „Wenn schon verglichen wird, dann bitte fair“. 11.1.2023. Online: https://www.jmwiarda.de/2023/01/11/wenn-schon-verglichen-wird-dann-bitte-fair