15.03.2023 | Anja Zeltner
Als drittes Buch in diesem Jahr konnte der Titel von Johannes Ungelenk „Touching at a Distance. Shakespeare’s Theatre“ durch den Publikationsfonds für Open-Access-Monografien des Landes Brandenburg gefördert werden. In dem Buch des Wissenschaftlers von der Universität Potsdam geht es, wie der Titel andeutet, um das Berührtwerden (touch), das Shakespeare mit seinen Stücken beim Publikum auslöst.
Dieses Gefühl der Nähe wird nicht nur beim Publikum ausgelöst, sondern spiegelt sich auch in den Figuren selbst, die körperlich von den Szenen, die sie beobachten, ergriffen werden (S. 243). Gleichzeitig mache man es sich zu einfach, die Grenzen zwischen Bühne und Publikum als durchlässig zu begreifen. Immer bleibe die Distanz zu spüren, auch wenn eine Verbindung durch die Berührung hergestellt wird (S. 243 f.). Die Berührung sei dabei etwas, dem sich die Figuren nicht entziehen können, unabhängig ihres sozialen Status (S. 244). Gleichzeitig stellt sich Johannes Ungelenk die Frage, inwieweit die Berührung in Shakespeares Texten auch auf die Berührung der Theaterkunst selbst rekurriert, woher also die Kraft des Theaters kommt, das Publikum so zu bewegen (S. 245).
Sich so derart von Texten, von Theater, berühren zu lassen, ist auch etwas, was auf Wissenschaftler*innen, die sich mit dem Werk Shakespeares auseinandersetzen, selbst zurückfällt. Ungelenk plädiert hier für eine „Philologie der Berührung“ (philology of touch), die ein genaues Lesen des Stückes oder eine genaue Betrachtung des Schauspiels als Ausgangspunkt nimmt, um die Resonanz des Werks in einem zweiten Schritt auf sich wirken zu lassen und wirklich in Berührung mit dem Werk zu kommen (S. 248 ff.).
Johannes Ungelenk:Touching at a Distance. Shakespeare’s Theatre. Edinburgh: Edinburg University Press, 2023. https://doi.org/10.1515/9781474497848